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t 305 SIE PUBLIC ATION
DES
LITTERAHISCHEN VEREINS IN STUJTGAIIT
(TÜBINGEN),
(62sten Jahrgangs, 1914/1915, 4te publication),
enthaltend
TEKENZ' EMÜCHUS VON HANS NEIDHAKT.
Die mitglieder werden ersucht, von Teränderungeu ihres Wohnorts dem mit der Versendung der Schriften beauftragten kassier (herrn rechnungs- rat Rück in Tübingen) anzeige zu machen. Unkosten, die sonst aus irriger Versendung erwüchsen, könnte die vereinskasse nicht übernehmen.
Der sitz der verwaltang des litterarischen Vereins ist seit 1849 in
Tübingen.
Tübingen, 31. Mai 1915.
ui ^nn Fischer.
Statuten des litterarischen Vereins.
1. Der litterarische verein in Stuttgart zu herausgäbe älterer drucke und hand- schriften und ausschließlicher Verteilung derselben an die Vereinsmitglieder, gegrün- det 1839 unter dem Protektorate Seiner Majestät des Königs von Württemberg hat den zweck, die jährlich von den mitgliedern zu leistenden beitrage auf die heraus- gäbe wertvoller, sei es handschriftlicher, sei es älterer schon gedruckter, aber bereits aus dem buchhandel verschwundener und sehr selten gewordener werke zu verwenden, und zwar solcher, die dem germanischen oder romanischen Sprachgebiete angehören und ein allgemeineres Interesse darbieten wie vorzugsweise Schriften geschichtlichen oder poetischen Inhaltes.
2. Der eintritt in den verein erfolgt durch anmeldung bei dem Präsidenten oder einem andern mitgliede der Verwaltung.
3. Jedes mitglied hat zu anfang jedes Jahres einen beitrag von 20 mark zu entrichten und erhält dafür ein exemplar der im laufe des jahres von dem verein herausgegebenen werke. Mehrere actien berechtigen zu mehreren exemplaren. Sollte in einem jähre keine publication erscheinen, so gelten die einlagen zugleich für das folgende jähr. In diesem falle bilden zwei kalenderjahre ein verwaltungsjahr.
d. Wer für 1 actie 260 mark einzahlt, wird lebenslängliches mitglied und erhält von da an ohne weitere Jahresbeiträge 1 exemplar der Vereins Schriften, so lange er lebt. Eine lebenslängliche actie ist persönlich und kann nicht an andere abgegeben werden.
5. Alle beitrage müssen pränumeriert werden. Später einzahlende können bei der Verteilung der bücher nur soweit berücksichtigung erwarten, als der vorrat der exemplare reicht.
6. Der austritt aus dem vereine ist dem Präsidenten anzuzeigen. Erfolgt die anzeige nicht vor dem 1. Februar des neuen verwaltungsjahres, so kann der austritt erst mit dem folgenden geschehen und ist der beitrag für das laufende noch zu entrichten.
7. Die Zusendung der beitrage wird je im Januar durch posteinzahlung er- beten. Erfolgt die Zahlung nicht vor dem 1. Februar, so wird angenommen, dass der einzug durch postnachnahme gewünscht werde.
8. Bei Zusendung in papiergeld wird der etwaige überschuss dem übersender für den nächsten Jahrgang gutgeschrieben.
9. Auf besonderes verlangen sendet der kassier eine Quittung.
10. Die Zusendung der publicationen erfolgt im umkreise des deutschen reiches frei durch die post, und zwar unter eiazug des Jahresbeitrags mittels postnachnahme, wenn derselbe nicht schon voraus dem kassier übersendet worden ist. Auswärtige mitglieder werden ersucht, dem kassier den weg zu bezeichnen, auf dem sie die publicationen zu erhalten wünschen.
11. Die mitglieder werden ersucht, von Veränderungen ihres Wohnorts dem mit der Versendung der Schriften beauftragten kassier anzeige zu machen. Unkosten, die sonst aus irriger Versendung erwüchsen, könnte die vereinskasse nicht übernehmen.
12. Die Schriften des litterarischen Vereins werden nicht in den buchhandel ge- geben. Die zahl der veranstalteten abdrücke richtet sich nach der zahl der mitglieder.
13. Frühere publicationen werden jahrgangweise nur an neu eintretende mit- glieder gegen Vorausbezahlung von 20 mark für den Jahrgang abgegeben; diese- preis bleibt derselbe, auch wenn nicht mehr alle zu dem Jahrgang gehörige bände geliefert werden können.
14. Eine einzelne publication kostet 20 mark. Die zusenduag erfolgt portofrei aber nur gegen direkte frankierte vorauseinsendung des betrags.
15. Die geschäfte des litterarischen Vereins werden von einem Präsidenten und einem kassier geleitet. Der kassier legt einmal jährlich öffentlich rechnung ab.
16. Der präsident wird vom ausschusse bestellt und abberufen. Der Präsident bestellt und entlässt die beamten des Vereins.
17. Einer der ersten publicationen jedes Jahrgangs wird ein rechenschaftsbericht beigegeben.
18. Wünsche und vorschlage über abzudruckende Schriften sind an den Präsi- denten zu richten.
19. Über die wähl der abzudruckenden schriften entscheidet auf den antrag der Verwaltung ein ausschuss von 12 Vereinsmitgliedern.
20. Der ausschuss wird jährlich neu gewählt.
21. Jedes mitglied, das sich an der wähl beteiligen will, hat zu diesem zwecke vor dem 1, Januar einen Stimmzettel portofrei an den Präsidenten zu senden.
22. Der eintritt neugewählter mitglieder in den ausschuss unterliegt der bo- stätigung des Präsidenten und des ausschus&es.
DES
LITTERARISCHEN VEREINS
IN STUTTGART,
CCLXY.
TUBINGEN.
SEDEUOKT AUF KOSTEN DES LITTERABISCHEN VBRBINS.
1915.
TrzwS
PROTECTOR DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
*
VERWALTUNG:
Präsident: Dr. H. Fischer, professor an der Universität Tübingen.
Kassier: Rechnungsrat Rück in Tübingen.
*
GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS :
Dr. Bohnen berger, professor in Tübingen.
Dr. Bolte, professor in Berlin.
Dr. Haas, professor in Tübingen.
Dr. Hartmann, oherstudienrat in Stuttgart.
Dr. G. Meyer von Knonau, professor an der Universität Zürich,
Dr. H. Paul, professor an der Universität München.
Dr. Sievers, professor an der Universität Leipzig.
Dr. Steinmeyer, professor an der Universität Erlangen.
Dr. Strauch, professor an der Universität Halle.
Dr. Vollmöller, professor in Dresden.
Dr. Voretzsch, professor an der Universität Halle a. S.
DER
EUNUCHUS
DES
TERENZ
ÜEBERSETZT VON HANS NEIDHART
1486.
HERAUSGEGEBEN
VON
HERMANN FISCHER.
fr
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«EDKUCKT FÜR DEN LITTERARISCHEN VEREIN IN STUTTGART TÜBINGEN 1915.
ALLE EECHTE VORBEHALTEN.
DRUCK VON H. LAUPP JR IN TÜBINGEN,
Einleitung.
üeber das werk, dessen neudruck hier gegeben wird, bat zuerst 1893 Hermann Wunderlich gehandelt in den „Studien zur Litteraturgeschichte, Michael Bernays gewidmet", S. 201 — 216: „Der erste deutsche Terenz". Er plante da- mals den neudruck für unsern verein, hat dann aber, mit meinem einverständnis, ihn für Sauers „Bibliothek älterer deutscher Uebersetzungen" bestimmt. Nachdem dieser plan nicht zu stände gekommen, habe ich es mit Wunderlichs Zu- stimmung übernommen, den alten plan ins werk zu setzen. Anlaß dazu gab eine abschrift, die mein schüler cand. phil. Karl Flad von dem Stuttgarter exemplar genommen und mir zur Verfügung gestellt hat. Ich habe das Stuttgarter und das Göttinger exemplar hier in Tübingen vergleichen dürfen und sage den beiden bibliotheken dafür geziemenden dank. Wenn in meinem abdruck eine mehrzahl von freilich zumeist unbe- deutenden fehlem stehen geblieben ist, so bitte ich es zu entschuldigen; eine erneute collationierung unter günstigeren umständen hat es mir möglich gemacht, das Verzeichnis von drackfehlern und kleinen ergänzungen des kritischen apparats am Schlüsse dieser einleitung zu geben.
Der erste deutsche Terenz-übersetzer, von dem wir wis- sen, ist kein ganz unbekannter *. Die Neidhart sind ein altes Ulmer geschlecht, von dem Felix Fabri De civitate Ulmensi**
* Das folgende, wo nicht anders angegeben, zumeist nach Wunder- lichs aufsatz.
** Publication 186 des Litterarischen Vereins.
— VI —
s. 93 ff., redet. Unser Hans Neidhart war ein angesehener mann; 1478 und 1489 muß er bürgermeister gewesen sein, wird auch mehrmals als richter und rat genannt. Ulm stand damals auf der höhe seiner bltite und war noch nicht durch Augsburg an die zweite stelle unter den schwäbischen reichs- städten gedrängt; für das Wahrzeichen jener blute, das münster, hat damals Matthäus Böblinger den plan zur Vollendung des turms entworfen, der vierhundert jähre später Wirklichkeit geworden ist. Auch der humanismus war in Ulm wie in audern schwäbischen städten gepflegt*; einer seiner haupt- vertreter in der deutschen litteratur, Heinrich Steinböwel, hat 1450 bis 1477 oder 1478 dort gelebt. Neidharts anteil an der neuen bildung wird durch Fabri bezeugt; er nennt ihn ,secularem quidem et sine gradu scholaris eminentiae, sed lit- teratum historiographum , oratorum et poetarum volumina revolventem, bucolica et comoedias . . . legentem'**. Daß er die Terenz-übersetzung veranstaltet hat, bezeugt ihre schluß- bemerkung : ,Dise Comedia hat Hans Nythart zu Ulm lassen trucken' usw. ; daß er etwa die Übersetzung durch einen andern hätte anfertigen lassen, ist nicht bekannt, also auch bis auf weiteres nicht anzunehmen ***.
Wie er dabei verfahren ist, darüber sind genauere Unter- suchungen abzuwarten; an diesem orte will ich nur das nö- tigste geben. Er hat von den sechs comödien des Terenz nur den Eunuchus, eine der von anfang an geschätztesten, ausge- wählt. Ob er eine handscbrift des Terenz oder einen der seit 1472 vorhandenen drucke benutzt hat, kann vielleicht, aber nur vielleicht, eine genauere Untersuchung ergeben f. Dem
* Paal Joachimsohn, Frühhumanismus in Schwaben, Württ. Vier- teljahrshefte, Neue Folge 5, 63 ff. 257 ff.
** Civ. Ulm. 95.
*** Wunderlich 204 f. Die Urheber des Straßburger Terenz von 1499 wollen wissen, man habe dem N. dieses werk „übel angelegt". Wenn Wunderlich daraus schließen will, sie hätten ihre notiz über N. als Übersetzer nicht bloß aus der Schlußangabe gezogen, so halte ich diesen Schluß nicht für bündig. Aber ohne beweis des gegenteils wird N. füglich als Übersetzer gelten müssen.
t Ich habe verglichen: den wenig späteren Venezianer druck per
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text getien mehrere einleitungen voraus, die teils auf lateini- scher vorläge beruhen (unten s. 5 f. 9 — 11), teils selbständig sind. Der metrische prolog ist weggelassen. Der text des Stücks ist in prosa wiedergegeben. Manche unarten damaliger Übersetzer gelten von ihm nicht. Neidhart strebt nicht, wie Niclas von Wyle programmatisch tut, eine latinisierende dic- tion als vermeintliche Verbesserung des deutschen stils an ; seine fehler sind mehr negativer als positiver art. Unter dem text steht, mit ausnähme weniger selten, die „glosse", die gegen den schluß hin recht mager wird, um ganz zuletzt wieder etwas voller zu werden; von vornherein übertrifft sie den text an umfang nicht wenig. Sie ist den sog. Donat- scholien entnommen, die in den alten ausgaben (,Terentius cum Donato') mit abgedruckt sind. Dabei ist aber sehr frei verfahren. Ganz wörtlich ist nur weniges aus den schollen übersetzt, manches recht frei, auch wohl mißverständlich ; nicht weniges ist ausgelassen, so besonders fast alle citate aus andern antiken dichtem ; anderes selbständig hinzu getan, besonders wo antikes in der sache oder im ausdruck mit sol- chem aus der eigenen zeit und dem eigenen land zu vergleichen war. Die ganze haltung ist weit mehr populär, nicht wie die alten scholien auf philologische leser berechnet; dem ver- danken wir besonders auch eine anzahl sehr willkommener proverbieller Wendungen udgl., z. t. gereimter. Die spräche verrät sich leicht als gut schwäbisch*.
Mein glossar am Schluß des bandes wird von diesen dingen einen kleinen begriff zu geben suchen.
Philippum Pinzium Mantuanum 1493 und die ausgäbe von Stallbaum, vol. 2, 1830. Die lateinischen originale für die im glossar meines neu- drucks zusammengestellten deutschen ausdrücke sind da eingesetzt, wo mir der Wortlaut von Neidharts original sicher schien.
* Das schwäbische Wörterbuch des alten Schmid hat den druck etliche male benutzt; ich freue mich, in dem meinigen das von jetzt an mehr tun zu können. Ob es (Wunderlich 215 f.) möglich sein wird, die spräche zeitlich genauer festzulegen, muß ich vorerst dahin stellen; wir sind so weit noch nicht, und ob wir es einmal sein werden, weiß ich nicht. Daher kann ich auch darüber , ob die Übersetzung nach 1470 oder nach 1480 entstanden ist, nichts vermuten.
VIII —
Ueber das fortleben des werks ist nur bekannt , daß die Straßburger Übersetzer des ganzen Terenz 1499 Neidharts text fast unverändert aufgenommen haben*.
Der drucker, Conrad Dinckmüt **, hat viel auf die aus- gäbe verwandt, die man die beste leistung seiner officin nennen kann. Er begnügt sich nicht mit stattlichem format und großen lettern, sondern fügt zu anfang der einzelnen scenen nicht weniger als 28 holzschnitte mit darstellungen aus dem stück ein. Ob ihr kunst wert groß ist , weiß ich nicht ; die architekturen, die mit der kleidertracht zusammen ein interes- santes Zeitbild geben, sind schematisch angedeutet, die fenster, falls nicht eine person darin liegt, nur durch starke senk- rechte linien. Aber keiner der holzschnitte ist dem andern gleich , auch die architektur, fast immer straßenbilder, ist auf jedem blatt wieder anders***. Ueber der haustür des bildes fol. 45 v° (unten s. 108) ist ein wappen, das ich nicht habe bestimmen können. Das der Neidhart ist es nicht.
Der band besteht aus 15 lagen von ungleich vielen dop- pelblättern. Die lagen a, b, d, e, g, h, n haben 4 doppel- blätter mit signatur i bis iiij, die lagen c, f, i, k, 1, m, o, p 3 mit Signatur i bis iij ; von a fehlt im Stuttgarter exemplar das leere erste blatt, von p im Göttinger die leeren blätter 5 und 6, im Stuttgarter das blatt 6. Der text (einschl. glosse und holzschnitte) steht auf b 1 ff. und ist, außer der signatur der lagen und wohl wegen deren Ungleichheit, auch noch
* WunderUch 205.
** Ueber ihn Hassler, Die Buchdrucker-Greschicbte Ulms, 119 ff.
*** Muther, Die deutsche Bücherillustration 1, 46 führt die holz- schnitte an, ohne einen verfertiger zu nennen; nur gibt er fälschlich 30 statt 28 bilder an, und seinem lob wäre entgegenzusetzen, daß das größenverhältnis zwischen der architektur und den figuren keineswegs realistisch getreu ist, auch die bewegungen der letzteren öfters recht conventionell ausgefallen sind. Vgl. Paul Kristeller, Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten, 2. Aufl. 1911, S. 41 f.
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foliiert. Die läge a ist, wie die (unten 9 — 11) angegebenen fol. für den beginn der einzelnen akte zeigen, erst nach den andern gedruckt; es hat auch den anschein, als ob der satz dieser ersten läge etwas künstlich weit auseinander gezogen sei, um gleich zu anfang einen ganzen quaternio zu geben, wobei doch noch das erste blatt und die letzte seite leer ge- blieben sind. Die Ungleichheit der lagen, auch des weiteren und engeren drucks, hängt gewiß damit zusammen, daß mehrere setzer neben einander gesetzt haben : läge g fängt mit dem text von act 3, scene 3 an (bild vorher) ; ebenso i mit dem von 4, 4; m mit dem von 5, 2 ; k mit dem bild vor 4, 6; n mit dem vor 5, 4 ; o mit dem vor 5, 8 ; p mit dem vor 5, 11. Custoden sind nicht vorhanden.
Format und druck sind opulent: blatthöhe 290, breite 200 mm ; bedruckter räum, wo ganz herüber gedruckt ist (s. u.), 119 — 120 breit, sonst 122 — 125. Wo eine seite, wie zumeist, text und glosse enthält, steht der text links von oben an (nicht immer ganz gleich) in einer breite von 72 , daneben rechts die glosse in einer von 44 mm ; geht, was meistens der fall ist, die glosse über den text herunter, so ist sie unterhalb desselben in der ganzen breite von 122 — 125 mm durch ge- druckt. Ganz herüber gedruckt sind läge a und die inhalts- angaben über den bildern. Die Schlußangabe (unten 203) steht in der mitte der breite. Bildbreite 123 mm , Bildhöhe 189 — 195, beides einschließlich des schmalen rahmens. Die höhe des bedruckten raumes wechselt sehr. Wo, wie beson- ders gegen das ende, die Seiten sehr wenig voll sind, ist der text mit größerem, oft recht beträchtlichem durchschuß ge- druckt.
Der text und die anfangsbemerkung aij r^ (unten 3) haben eine schöne rundliche schrift von 3 72 mm der kleinen, 6 der überhöhten lettern; alles andere eine ähnliche von 2 und 4 mm höhe.
Weniger zu rühmen ist die Sorgfalt des druckes. Nicht nur sind die phonetischen zeichen, s. u., im text nicht ganz dieselben wie sonst, so daß dort offenbar die anschafiung ge- wisser lettern gescheut wurde ; es kommen auch mehrere
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formen derselben raajuskeln vor *. Es fehlt nicht an druck- fehlern und verkehrten lettern.
Außer den lettern sind verwandt : § vor den lemmata der glosse; an interpunktionen punkt, komma (/, von mir „," ge- geben), fragezeichen, parenthese. Die parenthese ist selten, aber richtig verwendet ; das fragezeichen oft, aber auch falsch gesetzt und oft durch punkt ersetzt. Zwischen punkt und komma läßt sich gar kein konsequenter unterschied finden ; ebenso zwischen setzung und nichtsetzung des punkts; trotz der erläuterung in den Vorbemerkungen (unten s. 14). Das oberste gesetz für den setzer war, wie in den alten drucken so oft, nur die füllung der zeile ; so ist das absetzungszeichen zwar nie falsch gesetzt, aber in gleichen fällen bald gesetzt bald weggelassen. Absetzungen wie sch|ickt (unten s. 79), kne|cht (91) sind häufig.
Orthographie : ü und u sind in der glosse geschieden, im text nur u. Ebenso scheinen ü und ü geschieden zu sein, aber oft ist die lesung unsicher. Im anlaut v (text U), In- halt u = u und = V (f); statt j immer i. Abkürzungen die gewöhnlichen : ' = er ; e = en, em, ä = an, am usw. ; vm ^umb (auch darüb), vn = und, ftim = ftimm usw. ; dz = das (aus- gedruckt nur das), wz = was; lateinisch: 2C (ac, 2C|) etcetera, I = is (unten s. 68).
Der alte druck scheint selten. Goedeke ^ 1 , 444 kennt ihn in Berlin, Göttingen, Hannover, ich auch in der Stutt- garter landesbibliothek. Ich habe das Stuttgarter und das Göttinger exemplar verglichen; Stuttgart im fach der incu- nabeln, Hain 15436 : im wesentlichen recht gut erhalten. Originalband mit neuem rücken; Göttingen 4. Auct. lat. I, 4 202 : vielfach wurmstichig, wohl deshalb in modernem ein- band. Die beiden exemplare stimmen ganz genau überein; mitunter sind im Gott, buchstaben nicht gekommen, die im Stuttg. deutlich oder doch sicher sind, umgekehrt nur einmal (unten s. 138).
* So T, was in einer form an C erinnern kann, wo freilicli immer sicher T gemeint ist; ebenso mehrere G, eins mit B zu verwechseln.
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In meinem neudruck habe ich Seitengleichheit mit dem original beobachtet. Die glosse ist immer erst unter den text gestellt; von wo an sie im original untergesetzt ist, ist durch I bezeichnet. Garmond gibt die größere, petit die kleinere Schrift wieder ; größere Schriften hätten mehrmals den rahmen einer seite gesprengt. Da die alinea (meist in der glosse) im original sehr willkürlich, oft gar nicht sicher als beabsich- tigt zu erkennen sind, so habe ich sie unberücksichtigt ge- lassen. Wo dagegen ein teil der glosse erst nach kleinerem oder größerem Zwischenraum folgt, ist das im abdruck ange- deutet.
Die u und v, i und j habe ich dem lautwert nach gesetzt. Die abkürzungen sind aufgelöst. Das war zu allermeist mit voller Sicherheit möglich. Wo zweifelhaft, habe ich zwar aufgelöst, aber in anmerkung gegeben, was der druck hat. Zwischen widergabe eines sicher falschen wortes und ein- setzung der vermutlichen richtigen form, beides nebst angäbe in anmerkung, war öfters nicht leicht zu entscheiden; Un- gleichheiten mögen mir da passiert sein. Aber ich habe wohl im apparat alles gegeben, was nötig war; wo ich dessen an- fangs zu wenig getan hatte, habe ich es in dem Verzeichnis auf s. XII nachgetragen. Die Interpunktion, so mangelhaft und willkürlich sie ist, habe ich beibehalten, da besonders in der glosse eine ganz gesicherte oft nicht möglich schien.
Tübingen, April 1915.
Hermann Fischer.
XII
Berichtigungen und nachtrage.
(In Seitenzahlen dieses neudrucks ; gl. = Zeilenzahl der glosse.) 3, 5 aigenschafFt 5, 12 zeit 7 anm. statcs 19 gl. 5 zweif-
Inng 19 gl. 15 ainem 20, 9 unfinnen. 21, 1 geftillen, 21, 7 minfte klaine 21 gl. 2 v. n. hagel (ohne punkt) 25 gl. 1 Als] s
verkehrt 25 gl. 7 verfwigen 25 gl. 15 waiß das 26 gl. 5 ver- dient 27 gl. 5 kauffhuß. 28 gl. 5 ich dich 29, 3 f. dem saitten- fpil 29, 5 fie 30 gl. 11 etc 30 gl. 17 fie 30 gl. 20 gauch.
31,4 nit? Phe. 31 gl. 4 gefchlachts 31 gl. 9 züge 31 gl. le fo lang 34 gl. 1 u. 7 zewegen 34 gl. 17 darumb 37 gl. 9 Dise.
40, 12 gab. 45, 1 het. 46 gl. 5 zeneren 46 gl. 7 rat. Das 47, 9 fprach 48, 7 kaufft 48 gl. 12 tünd 49 gl. 3 v. u. ariftoteles *
epicurns 50,5 umb treiben 51 gl. 8 etc. 51 gl. 11 wirt. ie mer wirt 57 gl. 5 unerkante 57 gl. 2 v. u. Trincken 60 gl. 6 dreierlai 62 gl. 7 V. u. fürfich 63 gl. 2 vö 63 gl. 13 die 63 gl. u hinweg 65 gl. 7 f. fchnoder. 68 gl. 7 de allen 73 gl. 8 v. u. aine 76 gl. 5 V. u. fiaidig 77, 2 meren 78 gl. 14 feiner weißhait 78 gl. 1 v. u. finn 80 über dem text auf besonderer linie: Thais 81 gl. 6 hoflicher 83 gl. 20 Thaidi] 2tes i verkehrt 84 gl. 4 lunder 84 gl. 6 v. u. ab legt 87, 10 fleiflich 89 gl. 2 v. u. feins 90, 8 frage 90 gl. 3 v. u. frage 91,7 wider kommeft. 92 gl. 6 wil 96,3 mennfch 97 gl. 5 wann vor | alten 98, 5 du 101, 7 gefchenkt 101, 9 junhkfrawen 101 gl. 2 frage 103 gl. 2 dar von 105, 6 befchiht 106 gl. 3 jung- ling 109 gl. 10 f. iederman 109 gl. 17 doch HO gl. 12 als ob in Thais 110 gl. 16 gezogne 111, 2 auß Thais hauß 112 gl. g v. u. Hunhun 115 g1. 4 v. u. wiewol 117 gl. 4 v. u. ab irer 118, 3 ge- thon 118 gl. vcrfchniten 122, 10 kainn 123, 4 feheft 124 gl. 1 das fi recht habe das 125 gl. 4 grivig 125 gl. 4 v. u. flütiger
132 gl. 1 deß korns 132 gl. 2 deß weinß. 133, 3 volck 134 gl. 6 V. u. wann 134, 4 v. u. hat. 185 gl. 6 f i 136 gl. 7 v. u. kunt-
zaichen 136 gl. 6 v. u. fie 138 gl. 3 Merk 141 gl. 6 v. u. ift ain klains 141 gl. 1 v. u. fürtüch. 142, 1 tregftu 142 gl. 6 ein ge-
flochten 143 gl. 2 deß riters 144, 3 thais. 144 gl. 7 v. u. frageftu du waift 145, 7 übelredeft 146, 4 fein 148, 2 fi 152, 3 fein
152 gl. 1 reden. 155 gl. 3 fiarach (ftatt -p umgekehrtes i und e)
156, 3 gaffen 157, 7 fliehen 158, 10 bedunkt 164 gl. 4 v. u. wann fie 168, 4 wider-|auß 175, 7 ainn 176, 10 kommen 179, 5
parmeno. 179 gl. 4 f. zübetrübnuß 180 gl. 1 znng . . . erfchrocken 181 gl. 9 allt 182 gl. 1 anders 186 gl. 2 v. u. wes 188, 8 der
188 gl. 1 vnaddelft. 191 gl. 8 wolt 191 gl. i4 volk 192 gl. 3
Ritter 192 gl. 4 thet
[a j lesr]
T e r e n z.
ijv^ Hernach volget ain Maifterliche und Avolgefetzte Comedia
zelefen und zehoren lüftig und kurtzwylig. Die der Hoch ge- lert und groß Maifter und Poet Therencius gar fubtill, mit groffer kunnft und hochem fljß gefetzt hat. Darinn man lernet die gemüet, aigenfchaft und fitten der menfchen des gemainen volcks erkennen Darumb ain jeder fo durchlefen oder hören deß wiffen empfachet. fich defterbas vor aller be- trügnuß der bofen menfchen mag hütten und wiffen zebewaren.
Argumentum.
Das ift ain entdeckung. oder lautere erklarung in der vorred ainer yeden Comedi. wie man die verftan foll und mag. Und vacht da» argument difer Comedi allfo an.
— 4 —
§ Ain bülerin fchloß auß den Jüngling in deß wechffel liebe fi gehalten was. Und im wider rüfften. fagt fi urfachh deß aoß schlief- fens. Sein junger brüder ward in liebe der Jungkfrauwen. die ain Ritter der bülerin het zu haus gefendet. entzündet, die er auch für ainen hemling in der bülerin hauß gefürt, fchwechet. Da die ding offenbar wurden, und der bülerin die fchmachait wee thet. ward fi mit dem selben Jüngling verfonet. Und durch beikomen irs brüders. nam er fi erkannte burgerin von Athenis zeweib. Und der Ritter ward genomen in ainen tail der bülerin liebe und verfpottet.
Argumentum
§ Es ift zemercken ain ander argument das noch lüttrer und verftent- licher ist.
§ Und als in ainer yeden Comedi gewonlich ain Prologus gefetzt, allfo wirt in difer Comedi das argument für ainen prologum zu noch aigentlicher erklerung beschriben. darinn man den grund difer Comedi findet.
§ Es mag auch das buch dar durch von afang bis zu end defterbas verftanden werden.
— 5 —
Ain Edle Jangkfraw mit namen Pamphilia aus Athenis geraubet ward gen Rodis gefürt, allda von den raubern verkauift. und ge- fchenckt ainer bulerin von irem liebhaber. Die felb ertzocb fi mit irer aignen tocbter genannt Thais, in aller weiß als ob fi derfelben fchwefter were. bis auff die manbern iar. Da verließ Thais ir mutter zu Rodis, und ward von irem bülen gen Athenis gefürt, der allda in kürtz geftorben ift. Und ward Thais alles von ihm verl äffen gütz nach feinem tod erb gefetzt. Zehand ward fie über lieb gehebt von ainem Ritter gehaiffen Trafo, der in kürtz darnach gen Rodis kam Und ungef'arlich die felben Pamphiliam fach an offnem marckt zu failem kauft' gestellet sein, von den erben der mutter Thaidis die auff die Celben Zeit geftorben was. Allfo thet Ritter Trafo die felben Pamphi- liam von fchone der geftalt und irer kunft wegen die fi kund auf der harpffen, unwiffend fiift aller ding wer fie was. kauffen. zefchencken feinem bülen Thaidi. Aber als er wider gen Athenis komender. fände ainen mitbauwer feines wyers. nämlich Phedria ainen fun ains Edeln Burgers dafelbs der hießLaches. den die Thais in abwefen des Ritters gehaimfet und angenomen hett. Aber der Ritter überfreüntlich ver- fonung befeftiget fein gemüet. das er ir die Jangkfrawen Pamphiliam vor nit fchencken wolte. bis das fi den züknecht von ir vertrib. wie wol nun Thais Phedriam lieb hett. doch als fi Pamphiliam erkannt, umb befunder begird fi iren freunden zu Athenis. dannen fi ver- ftolen. und das fi von kinds wefen ir fchwefter gehaiffen. und allfo ertzogen ward, wider zegeben. fchlos fi von ir Phedriam. davon Phedria am erften erizürnet. Aber als er die urfach feins aus fchlifens vernam von Thaidi. ward fein zorn gelindert. Allfo. das er mit willen dem Ritter wychen. und in fein dorff zwen tag ziehen wolt. doch das er von feinem mitnager von gab wegen aus gemainem wyer nit gar vertriben wurde, ließ er kauffen ain diern von Morenland. und ainen verfchnitnen knecht die man da zemal hieß hemling. und gebot feinem knecht genannt Parmeno abfchaident das er die zwai menfchen der
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Thais (umb fein zu gedencken) haim füret. Aber ainer mit namen Cherea des Phedrie brüder ain junger fprüßling als er Pamphiliam des- Ritter * gab erft anfache, ward in irer liebe fo inbrünftigklich ent- zündet, das er von dem knecht Parmeno wolt in geftalt deß ver- fchniten knechts gefürt, und Thaidi gefchenckt werden, umb das er mit vnd bei der Jungkfrauwen wefen vnd wonen mochte. Aus der ur- lach ward fi gewaltigklich von im gefchwechet. Und darnach zehand ain Edle Bürgerin von Athenis erfunden, und dem benannten Cherea zu ainem weib gegeben. Und wurden Phedria und der ergeüdig Ritter durch ainen knecht den groften zütüttler genannt Gnato verainet. Allfo wie off't ir yedem not were. das er on des andern mißfallen oder yffern feinen getzeüg in gemainem weier fencken mochte.
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§ So nun diß buch im anfang ain Comedia genannt wirt fo ift gar ain groffe notturfFt das man wiß und verftan müge was Comedia zeteütfch gefprochen feie. Wie fi auch getailt und aus gelegt werde
§ Darumb fo wirt das aigentlich und mit gutem fleiß erftlich erklärt was Comedia zeteütfch feie. Und nachfolgend wie fi getailt und aus gelegt werde.
§ Comedia ift ain gedieht aus mengerlai das gemüt und anfechtung mitler perfon inhaltende. Dar aus man lernet was gut ift züge- brauchen und das boß zemeiden. Und fpricht Cicero das Comedia menfchlichs wefens ain fpiegel feie, und ain pildung der warhait. Und wirt Comedia darvon gehaiffen das fi offenlich vor allem volck des mitlen ftates* oder wefens verkündt ward. Wann Camos bedeüt die wonung deffelben volcks. es feien Stet marckt oder dorffer. wann Comedia der nam ift genomen aus den kriechifchen worttern camos und oda. das ift gefang oder gedieht von den mitlen perfonen. Es kan noch mag fi auch nimand recht noch wol verfton er künde dann fein geberd und ftimm auff hoch und nider fittlich und fchnell nach wegung des gemüts verkern. Darumb es billich Comedia wirt ge- haiffen.
iVI
stases] sie
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§ Es ift zemercken das ain yetlich Comedi mag underfchaidenlich aiii getailt werden, in vier tail. Und wie ain yeder tail genennt wirt.
§ Der erft tail ift ain vorred. Und wird genennt Methaplafmus.
§ Der ander tail ift ain anfang und ain zettel der nachgenden materien. Und macht das volck begirig das nachfolgend zehoren. und wirt genannt Prothefis.
§ Der dritt tail ift ain merung der materien und betrübnuß aller per- fönen, fo dar ein getzogen werden. Und wirt genannt Epenthesis.
§ Der vierd tail ift ain verkorung aller betrübnuß zu frolichem auß- gang. darinn die gantz Comedi wirt geleütert. Und ift genannt Para- goge.
§ Furo ift dife Comedi in latin Enuchus (daz ift in teütfch hemling) genannt. Umb das ain Jüngling fich in weife ains verfchnittnen knechts ainer bülerin fchencl^en lieffe.
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§ Mer ift zemercken das~ ain yetlicli Coniedia wirt in fünff under- fchaid oder gefchichten getailet.
§ Aber dife Comedi hat Therencius von mengerlai fchoner leren, klüghait und fprüchh wegen aUfo vermifcht das die (als die andern) nit mag so lauter, doch fo werden die fünff underfchaid und ge- fchichten difer Comedi allfo getailt wie hernach volget.
§ Die erft gefchicht vacht an dem .j. blat an. Was thun ich nun'^ etc. Darinn wirt Phedria von Thaidi aus gefehloffen der fein vngefell erklagt, erftlich mit im felber. darnach gegen Parmenoni. Zeletst m gegenwürtigkait Thaidis. Doch fo wirt er von ir allfo er- waicht vnd gefünet. das er fich gütlich verwilligt zwen tag von ir in fein dorft zereiten. und dem ritter die zeit den beffern tail an ir zel äffen.
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§ Die ander gefchicht vacht an dem .xj. blat an. Tu allfo als ich dich gehaiffen hon etc. Und halt in ir das abfchaiden Phedrie. und empfelchnuß Parmenoni die diernen und den verfchnitnen knecht (der mit namen hieß Dorus) Thaidi haim zefüren. Und mer den zü- tüttler Gnatonem redenden mit im felbs. als er die Jungkfrauwen Pamphiliam von dem ritter Trafo Thaidi wolt fchencken. über das wie Cherea die Jungkfrauwen erfach. und mit Parmenoni zerat ward. das er in geftalt deß verfchnitnen Thaidi gefchenckt. und dar durch der Jungkfrauwen zu gefüget wurde.
§ Die drit gefchicht vacht am .xxvij. blat an. Freilich Thais fagt mir groffen danck etc. Und weifet des ritters wefen. und des zütüttlers fchimpflich fpott wort gegen im. Und mer wie der ritter die thais zu dem nachtmal komen ließ. Auch wie cherea in gestalt des verfchnitnen. mit der diernen von Morenland thaidi von parmenone zu gefürt, und in namen feines herren Phedrie ward gefchenckt. Fürbas wie der Jungkfrauwen brüder Cremes redt mit thaidi in des ritters hanß. Mer wie cherea nach dem fchwechen der Jungkfrauwen mit feinem gefellen Antiphoni redet, wie er fi mit liften überkommen bette.
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§ Die vierd gefchicht vacht an dem . xlvj . blat an. Al\fo haben mich die gott wol lieb etc. Und wirt ain magt genannt Dorias dar ein getzogen wie fi von dem ritter, thaide. und der Jungkfrauwen redet, wie Phedria widerumb keret von dem dorff. und nit mocbt auß beleiben. Wie ain andere magt hieß pithias phedrie klaget das die pamphilia von feinem verfchnittnen (den fein knecht parmeno ge- fchenckt het) gefchwechet were. Wie der Jungkfrauwen brüder Cre- mes ertzürnet ward. Wie thais ungeftümglich wider den ritter. und
er wider fi reden wurden, wie fich der ritter mit etlichen feinen
knechten nämlich Sa nga. Simalio. Siriftus. Dorax. zefechten ruftet und
fpotlich abließ.
§ Die fünfft gefchicht vacht an dem . Ixvij . blat an. 0 du bofs- hafi'tige etc. Und hat inn thais klag der gefchwechten Junkfrawen mit pitliia. darnach mit cherea. Und wie cremes der Jungkfrauwen brüder mit der fogamen genannt fophronia. die fi gefogt het dar zu käme. Auch wie parmeno durch pithiam liftiglich durch trübet. Und wie der alt Laches phedrie und cheree vatter von parmenone dar zu berüfft. und durch in die hochtzeit beftetiget ward. Und zeletft wie der ritter durch den zütüttler von phedria begnadet ward das er in ließ mit würken in feinem wyer. Das doch nit on ritter fchoblins groffen koften mocht gefchechen.
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§ Fürbas ward geraerckt wie vil perfonen in difer Comedi einge- [avjji zogen, und wie fi mit namen genennt werden.
§ Auch wie man verftan l'oll welche perfon in ainer yeden ge- fchicht rede. Es feie das ir lützel oder vil darinn mit ainander reden. Oder es rede ain perfon mit ir felb.
§ In difer Comedi werdent eingetzogen neüntzehen perfonen..
§ Ein Erber Edler tagter Burger zu Athenis mit namen Laches. Und zwen feiner fün junger gefeilen. Die mit bü'fchafft umb giengen. Nämlich Phedria und Cherea. Auch ain knecht genannt Parmeno der den zwaien jungen gefellen zu irem gewerb dienete.
§ Mer ain Ergeüdiger bülender torochter Ritter mit namen Trafo. Und fünff feiner knecht. Nämlich Gnato der zütüttler. Sanga der koch. Simalio. Siriftus. und Dorax feine diener.
§ Mer ain liftige vilwiffende bülerin mit namen Thais, mit zwaien megten. Nämlich Pithias und Dorias. Auch ainer harpffenfpllerin genannt Pamphilia. Die ir der ritter Trafo fchencket. Und ain diern aus Morenland mit ainem verfchnitnen knecht der hieß Dorus die ir der Phedria fchencket*.
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§ Mer ain Jüngling der Pamphilia brüder ain Edler burger zu Athenia mit namen Cremes.
§ Mer ain Athenifcher Jüngling ain bülgefell Cheree. genannt Antipho.
§ Mer ain alt weib die zu Athenis Pamphiliam gefogt hett. mit namen Sophronia.
§ Und weliche perfon in difer Comedi reden würdet, der felben perfon namen wirt mit zwai oder dreien der eiften büchftaben von kürtze wegen deß worttes. der felben rede für gefetzt.
§ Ällfo wenn Ladies redt fo wirtt gefetzt La.
Phedria |
Phe. |
Cherea |
Che. |
Parmeno |
Par. |
Trafo |
Tra. |
Gnato |
Gna. |
Sanga |
San. |
Thais |
Tha. |
Pithias* |
Pith |
Dorias |
Dori. |
Dorus |
Dor. |
Cremes |
Cre. |
Antipho |
An. |
Sophronia |
So. |
Allfo mag man fich darnach in difem buch zerichten wiffen.
8 verkehrt
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8 Du vindeft auch ain yede perfon in ainer jeden figur. wa fi m [aij]^, difem buch gebraucht wirt. glych ain mal als das annder. Und j
an ainem end als an dem anndern. mit gewand und geftalt. da mit ain yede perfon underfchaidenlich aus den anndern erkennt mag werden.
& Dife Comedi wirt auch mit virgeln und punckten underfchaiden- lich nach fitt ^nd gewonhait der Poetry oder Poetifchen gedieht ge- fchriben.
§ Darumb ift zemercken auff viererlei virgel und punckten. Auff dife form/* .? ( )
§ Die erft virgel allso ftende /* bedeütunderfchaid ainer red oder oratz on volkomenhait des gantzen finns.
§ Der ander punckt allfo gefetzt, bedeüt volkomen befchlieffung der felben red oder oratz.
§ Der dritt punckt allfo ftende? bedeüt das fo darvor gefetzt ift in fragweis verftanden werden foU.
S Zum vierden die zwen krummen ftrich allfo ftende ( ) bedeuten äas fo darvor und darnach ftat. gelefen werden mag. on ver etzung volkomes ** finnß. und das fo zwifchen den zwaien ftnchen gefetzt ift mag dannocht auch hin zu (als ain zwifchen fetzung) gelefen werden. Und wirt genennt Interpofitio oder Parenthefis.
* ./« ist. soweit überhaupt vorkommend, in diesem abdruck durch ersetzt, so auch schon oben.
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§ Es ift auch fürnemlich zemercken wellicli text in difer Comeda ain gloß und apparat hat. das dann die felben wort des textes in der gloß zenechft by dem Paragrapho anfenglich gefetzt werden. Und dann darnach die gloß über den felben text biß ain anderer Paragra- phus kunibt. So vindeftu andere wort deß textes. und dann aber die gloß darüber. Und allfo für und für.
§ Die wyl nun das wort Paragraphus genennt wirt. So ift nott das man wiß und erkennen müg. wie in difem buch Paragraphus* in der Gloß werdt gefetzt. Der ftat allfo §
§ Du vindeft an ainem jeden blat text und gloß Auff der gling- ken fytten den text in der groffern gefchrifft. Und auff der gerechten fytten die gloß in der klainern gefchrifft.
§ Und an ainem yedem blat vindeft du der gloß weder minder noch mer. dann fo vil als dem text an dem felben blat zu gehört.
Sequitur principium. Quid igitur faciam ? Hernach volgt der anfang. Was tun ich nun?
* Paragraphus!
[a V iij \^ leer]
[bj yo leer]
Teren;
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Der erft tail deß erften underfchaids. Redt der Jüngling und der [b knecht mit einander. Und Thais gat uß dem huß.
Bild:
Straße. Vorn links Phedria^ von recMs Parmeno. Hinten links tritt Thais aus einem haus.
\
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Phe. [W]As ** thiin ich nun? wird ich auch noch nit gan. fo ich unbegerend bin berieffet? oder will ich mich allfo ftellen das ich der bulerin fchmachait nit verdulde? Sie hat mich aus gefchloffen Sie beriefft mich wider, wird ich wi- der umb hingan? Nain, ob fie mich flechnete. Par. Bei hercle fo ift nuntz fordrer noch fterckers ob du das thun macht, aber wirdeft du das anfachen unnd nit weiflich vol- bringen fo du es nit mer erleiden macht in ungemachtem fride wirdest unberieffet zu ir kummen, erzaigende fie lieb haben, und dein abwefen nit mügen erleid enn.
[I]N*** difem erften tail Prothefis wirt gezaigt wie gar verirret und ayges willen ungewaltig ain yeglich menfch in bülfchaft verwickelt ilt. und wie wyß der fich dar vor bewaret. § Was thün ich nun. Magft du wol dar aus mercken das der Jüngling mengerlai gedacht hat ee das er in dife traurige wort gefallen ift in zweiflung. § Wird ich noch nicht gan ift der fin. das er zweifelet ob er fich durch ir entfchul- digen und genüg tun verfonen woll oder fie gantz nicht mehr füchen. befunder ir entfchlahen. § Der bulerin fmacheit Klagt von allen und ift doch nun über aine erzürnet. § Außgefloffen. Macht es groffer wann fie fios in nit auß. Aber fie wolt in nit ein 1 äffen die weil der ritter bei ir was. § Beriefft mich wider j f ift aber mer wann fprech er fie begeret mein. § Nain ob fie mich flechnete. Ob er fprache. weder von gebet noch von berüffes wegen noch von flohen, das groffer ift wird ich zu ir komen. § Hercle. Er fchwort als fo wir fprechen by got. § Vordrer. Loblicher § Sterckers. Wann einem mannß gemüt zu gehöret das er unordenlicher lieby müge krefftigk- lichen widerfton.
* Von jetzt (bij) an foliierung ** [W] lücke durch drei zeilen *** [IJ fehlt ohne lücke
t I in der glosse zeigt an, daß von da an die glosse unter dem text, ganz herüber, fortgeht
2*
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Dann ift es befcheben du bift verdorbenn, fie wirt dich ver- 1 v^ achten, wann fie dich uberwunden ficht. Phe. Darumb folt du aber und aber gedencken die weil die zeit ift Par. Herr welche ding nit rat noch maß in in haben die macht du durch rat nit regiren. In der liebe find dife lafter alle, fchantwort. argwon. veintfchaft. fridfatz. krieg, dann wider frid wiltu die ungwiffen ding durch vernunfft gewis machen fo wirftu nit mer thun wann das du fleiffig feift wie du mit vernunfft mügeft unfinnen, und du nun zorniger mit dir selbs betrachteft. folt ich die? die den? die mich? die nit? laß nun. Ich wolt lieber fterben. Sie mus enpfinden was manns ich fye. Bei hercle dife wort alle wirt ain falfches zeherlin das fie die äugen reibende kaum mit gewalt her aus
§ Dann ift es befchehen. Als ob er fprache. denn hal't du das recht verloren und müft underligen und leiden alle fmachait
§ Feintfchafft. Der mitbauwer. § Fridfatz. Etlich tag. § Wider frid. Setzt er zeletft das der iüngling nit gar ontroft fie. § Solt ich die. das find alle gebrechhafiffc reden als die zornigen mit halben Worten gewonlich vertzucken. und werden allfo erfüllet. § Solt ich die. libhaben. § Die den. ritter zu ir enpfangen hat. § Die mich, hat auß gefchloffen. § Die nit. auff wolt tun § Zeherlin, Zemeren der frauwen lift gegen irem bulen. fpricht. § Zeherlin. Nit zeher. § Falfch. Nit von hertzen wainent. funder die äugen reibende. § Mit gewalt. Nit liederlich als die frauwen gewonlich. § Herauß truckt. Floffen nit felber.
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trucket, geftillen, und wirdeft dann dich felber fchuldigen und zu büß erbieten Phe. 0 unverfchultes übel, nun merck ich das fie bof fetig ift und ich eilend und verdruft mich, und brinn doch in der liebe, und vergang mit vernunfft. wiffend. fehend und lebend, und wais nit was ich tun foll. Par. was du tun folt? nuntz wann das du dich gefangnen ledi- geft fo mit minften du magst und ob du das mit klainem nit vermügeft. wie du macht, nun das du dich felber nit ke- ftigeft. Phe. Ratft aber allfo? Par. Ob du witzig bift, das du dir nit befwerde zulegeft über die, die lieby felber hat. und die fie hat folt du recht tragen, aber fich fie gat her aus unfers ackers hagel. wann das wir nemen folten das wirt uns von ir entzogen.
§ Würdeft dich felber fchuldigen. Ich bekenn mich ich hon un- recht, leb mit mir wie du wilt. fetz mir büß. Ich will dichs er- getzen. ach liebe laß ab. ich ergib mich gantz in deine ftraff. und deß gleichen. § Nun. als ob er fprach fo fpat wird ich innen was die lieby auff ir tregt. § Vergang mit vernunfft. Als ob er Iprach Ich kenn waiß und fich mit gefundem leben das mich diefe lieby totten will und kan doch nit darvon laffen.
§ Unfers ackers hagel. Als ob er fprach. fie verderbt uns als der hagel das körn.
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Der ander tail deß erften underfchaids reden die dry perfon mit 2v'^ ainander und Thais gat in das huß
Bild; Straße. Vorn links Phedria, rechts Parmeno; Thais unter der haustür.
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Tha. [0]"^ Mir armen, ich beforg das Phedria ditz it fcliwer getragen hab oder anders uffgenomen, wann es von mir be- fchehen ift, das er geftern nit ward yngelaffen. Phe. Par- meno ich zitter und krüfel gantzer, fo ich fie angefehen han Par. Bis gutz mutz,